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veranstaltung
Von12.02.2015
Bis14.02.2014
OrtUniversität Vechta
VonJochen A. Bär
Beschreibung

Gewalt bestimmt die moderne Welt ebenso, wie sie alle menschlichen Kulturen auf die unterschiedlichste Art und Weise geprägt hat. In vormodernen Gesellschaften gilt Gewalt als zentrales Element der Machtausübung, als strategisch eingesetztes Mittel innerhalb bestimmter sozialer Ordnungen. Die Aufrecht­erhaltung einer solchen sozialen Ordnung bedarf jedoch wiederum der Gewalt. Gewaltreduk­tion kommt also nicht ohne Gewalt oder zumindest ihre Androhung aus. Allerdings ergibt sich daraus eine spezifizierte Form der Gewaltanwendung, indem zwischen der durch die soziale Ordnung erlaubten und der unerlaubten Gewalt unterschieden wird.Sie begegnet zum einen in Gestalt der potestas, also der Durchsetzung von Macht und Herrschaft, und zum andern in Form individueller Gewaltanwendung (violentia). Während es sich bei der potestas um eine an Recht und Herrschaft geknüpfte und somit sozial lizenzierte Form der Gewalt handelte, stand die violentia in der Regel im Widerspruch zum Recht, war also eine illegitime Form der Gewaltanwendung.

Der Gewaltbegriff kann weit oder auch relativ eng gefasst werden. Während sich die engere Definition vor allem auf die körperliche Gewalt bezieht, nimmt ein eher weiter ausgelegtes Verständnis auch andere Formen der Beeinträchtigung in den Blick: so die Zerstörung der materiellen Lebensbasis oder die Schädigung der sozialen Existenz durch Beleidigung oder sprachliche Diskriminierung. Sprachliche Gewalt spielt neben der körperlichen Gewaltpraxis, die bis hin zur Tötung reichen kann, stets eine zentrale Rolle – insbesondere dann, wenn man die Perspektive der historischen Beschreibung mitreflektiert. Jede gesellschaftliche Interaktion beruht auf kulturspezifischem Wissen, das in der Regel sprachlich verfasst oder mitverfasst ist: in semantischen Konzepten, Theoremen, Ideologemen, kollektiven Einstellungen usw. Soziale, politische, rechtliche, wirtschaftliche Handlungs­muster (Pragmata) erscheinen unter diesem Aspekt nicht lediglich als dasjenige, was Menschen tun, sondern als dasjenige, was sie zu tun meinen, beabsichtigen, wie sie ihr Tun begreifen.

Aufgrund seiner zentralen Bedeutung hat das Thema Gewalt in den unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen breites Interesse gefunden – in den Sozial- wie in den Literatur-, Sprach-, Geschichts-, und Kulturwissenschaften. Ebenso ist Gewalt ein Thema der Rechtsgeschichte, und auch anthropologische Studien haben sich mit den praktischen Auswirkungen der Gewalt auseinandergesetzt.

Die geplante Tagung in Vechta, die sich mit Pragmata der Gewalt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (bis einschließlich 16. Jahrhundert) beschäftigen will, hat das Ziel, die Fragestellungen und Erkenntnisse verschiedener Disziplinen füreinander fruchtbar zu machen. Mögliche Themenkomplexe – potentiell in Verbindung miteinander – sind:

  • Formen und Funktionen von Gewalt in Politik, Recht, Religion, Wirtschaft, Alltag …
  • Sprachliche Gewalt (Beschimpfung, Bedrohung, Ausgrenzung …)
  • semantische Konzepte und Bewertungen von Gewalt
  • Darstellungen von Gewalt in der Literatur

Veranstaltungshinweise


VonBisTitel
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05.10.201708.10.2017Tagung in interkultureller Philologie: Die Leistung der Philologie bei der Deutung der Kultur(en)
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04.09.201706.09.2017GAL-Research School „How do we know? Gesprächsanalytische Methoden zur Analyse von Wissen in der Interaktion"
26.06.201726.06.2017Sprachgebrauch in der Organisationskommunikation. Studientag VALS-ASLA 2017
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07.03.201707.03.2017An den Grenzen der Pragmatik
17.11.201618.11.2016Geisteswissenschaften und Öffentlichkeit - linguistisch betrachtet
27.09.201630.09.2016GAL-Kongress 2016 SPRACH/KULTUR/EN
08.06.201611.06.2016Objects of psychiatry: Between thing-making, reification and personhood
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23.02.201623.02.2016Sprachliche Verfestigungen und sprachlich Verfestigtes
14.01.201616.01.2016KULI 1
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14.09.201514.09.2015Rufnamen als soziale Marker: Namenvergabe und Namenverwendung
09.09.201512.09.2015"Räume - Grenzen - Übergänge" - 5. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen e.V. (IGDD)
16.07.201517.07.2015Online Communication, Discourse and Context
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